„Wer von Ihnen hat bei Beethovens Zeile ‚Alle Menschen werden Brüder‘ befürchtet, dass Frauen von dieser lyrischen Verbrüderung ausgeschlossen wären?“ Mit diesen Worten begründete die gleichstellungspolitische Fraktionssprecherin Carola Wolle den Fraktionsantrag wider das Gendern. „Die deutsche Sprache verfügt mit dem generischen Maskulinum über die Fähigkeit, Personenbezeichnungen geschlechtsneutral zu verwenden. Gendern hat die Funktion der Ablenkung vor den existenziellen Problemen der Bürger in Baden-Württemberg: Strukturwandel, erzwungene Elektromobilität, unsichere Energieversorgung, Migrationskonflikte usw. Hinzu kommt die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen bei gleicher Qualifikation und Leistung.

Ob alleinerziehende Frauen mit „Kolleg_Innen“ angesprochen werden, bringt ihnen keinen Cent mehr in den Geldbeutel. Wer angesichts dieser Probleme unsere Ressourcen an genderideologische Pappkameraden verschwendet, schadet unserem Land.“ 

Wer sich in der Öffentlichkeit, zumal in einem Abhängigkeitsverhältnis wie als Angestellter oder Student, nicht den ungeschriebenen Gesetzen der Genderterminologie unterwirft, wird schnell zum Abweichler gestempelt, erklärt Wolle. „Die Gleichstellungsbeauftragten für alle Universitäten, Pädagogischen Hochschulen und Musikhochscthulen haben bereits im August angekündigt, Empfehlungen für ‚geschlechtssensible Sprache‘ zu formulieren. Wird es dann bei uns so zugehen wie an der Uni Kassel, wo Studenten sogar eine schlechtere Note bekommen, wenn sie Gendersternchen und andere neue Formen nicht verwenden? Damit wird Freiheit in Forschung und Lehre zur hohlen Floskel, dagegen müssen sich alle aufrichtigen Demokraten entschieden zur Wehr setzen.

Da Worte mit Assoziationen und Gefühlen verknüpft sind, kann Sprache zum Mittel der Manipulation werden: ‚Wer die Gedanken kontrolliert, kontrolliert die Realität‘, schrieb Orwell in seiner düsteren Vision ‚1984‘. Nach einer INSA-Umfrage aber lehnen 2/3 der Deutschen „Gendersprech“ ab. Wir fordern die Landesregierung auf: Lassen Sie nicht zu, dass das Land von Hölderlin, Hegel, Schiller, Uhland und Mörike zum Ort des Sprachmissbrauchs wird. Stellen Sie sich gegen jede Form des Tugendterrors, die, getarnt als emanzipierte Sprache, an den Grundfesten des demokratischen Konsenses rüttelt.“

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Die Begründung des Antrags der AfD “Keine Benachteiligung von Bürgern durch Gender-Zwang” (Drucksache 17/542):

Die deutsche Sprache ist über Jahrhunderte gewachsen und hat sich kontinuierlich und organisch weiterentwickelt. Eine staatlich oder ideologisch verordnete „Gendersprache“ mit Sternchen, Unterstrichen oder ständigen Doppelungen ist nicht nur umständlich und unästhetisch, sie missachtet auch die freie Entfaltung der Persönlichkeit des Bürgers durch seine ihm eigne Sprachverwendung. Es ist weder Aufgabe der Politik, noch Aufgabe von Schulen und Universitäten, durch einen neuen Sprachgebrauch eine neue Einstellung zu Geschlecht oder Geschlechtern zu implementieren.

Sprache ist Ausdruck der Seele eines Volkes. Große Dichter und Philosophen haben immer die Weisheit der Sprache bewundert, die sich über Jahrhunderte organisch entwickelte. Formulierungen großer Dichter sind genauso zu Redewendungen geworden wie Stellen aus den Übersetzungen des alten oder neuen Testaments. Frühere Generationen haben Modewörter geprägt, die teilweise wieder vergessen wurden, teilweise Eingang fanden in den allgemeinen Sprachgebrauch und über diesen Eingang in die Schriftsprache. Vonseiten des Staates implementierte Formulierungen sind der falsche Weg zur Etablierung neuer Sprachregelungen.

Weiterhin ist zu bemerken, dass – so wie die Genderwissenschaften selbst – auch die Bemühungen um gendergerechte Sprachregeln besonders aus dem englischsprachigen Raum nach Deutschland getragen wurden. Die englische Sprache macht jedoch weder im Plural noch im Singular einen Unterschied zwischen grammatikalischem Maskulinum und Femininum. So haben wir es bei vielen der Gendersprachregeln eher mit einem Exzess an deutscher Gründlichkeit zu tun, als mit einer wirklichen Reform althergebrachter Betrachtungsweisen.

Die Bemühungen um die Gleichberechtigung der Geschlechter erfordern ein entschiedenes Vorgehen vor allem gegen sexistische Bedrohungen, sexistische Diskriminierung und gegen Gewalt in der Ehe. Radikalfeministinnen geben vor, mit ihren Genderformulierungen einen Teil zu diesem Kampf um Gleichberechtigung beizutragen. In Wirklichkeit sind diese jedoch kontraproduktiv gegenüber den genannten Beweggründen und schädlich sowohl für die gesprochene Sprache und als auch für deren Lesbarkeit. Im Interesse derjenigen Menschen, denen es um wirkliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen geht, kann es nicht der richtige Weg sein, Menschen mit unnatürlichen Sprachvorgaben zu bevormunden, denn diese Bevormundungen bewirken Trotz und Gegenreaktionen.

Durch diese sprachideologischen Vorgaben sollen neue umständliche Formulierungen in die Alltagssprache implementiert werden. Zudem werden diese Formulierungen in der Literatur, weder in der modernen Lyrik noch in der modernen Prosa, nicht verwendet. Es ist den Antragstellern kein moderner namhafter Schriftsteller bekannt, der in seinen Werken die von den Genderideologen verlangten Formulierungen verwendet. Wir haben es folglich mit einer ideologischen Implementierung zu tun, die dem ästhetischen Empfinden der Dichter und Literaten genauso widerspricht wie der Mehrzahl der Menschen in ihrem Alltagssprachgebrauch.

Die Schriftsprache sollte nach dem Verständnis der meisten Menschen der gesprochenen Sprache folgen. In den Genderformulierungen beobachten wir das umgekehrte Phänomen, dass in mühsamen Anstrengungen versucht wird, Zeichen der Schriftsprache, wie beispielsweise ein Binnen-I oder ein Unterstrich, hörbar zu machen. Diese unterbrechen jedoch den natürlichen Fluss der gesprochenen Sprache und widerstreben den Menschen aufgrund ihrer mangelnden Natürlichkeit und Ästhetik. Eine erzwungene Implementierung von Schriftsprache zeigt zudem ein Misstrauen der Obrigkeit gegenüber der Bevölkerung und deren unbewussten Sprachregelungen, zeugt damit von einem Mangel an demokratischer Gesinnung derselben.

Unsere Sprache ist ein kostbarer Schatz. Es ist unsere Aufgabe, sie zusammen mit den Bürgern unseres Landes in all ihrer Schönheit und Weisheit zu schützen, zu erhalten und sie ohne Streit und Instrumentalisierung an die kommenden Generationen weiterzugeben.

Die Forderung der AfD:

Der Landtag wolle beschließen, festzustellen:
1. Der Landtag von Baden-Württemberg spricht sich gegen die Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen aus, die keine gendergerechte Sprache verwenden möchten.
2. Personen, die keine gendergerechte Sprache verwenden, dürfen hierdurch keine Nachteile erfahren, dies gilt bei Bewerbungen genauso wie bei Prüfungen oder in Ausbildungsgängen.
3. Schüler, Auszubildende oder Studenten dürfen nicht dazu gezwungen werden, in ihren Hausarbeiten, Prüfungsarbeiten oder Prüfungen gendergerechte Sprache zu verwenden.
4. Der Landtag von Baden-Württemberg verwendet in seinen Schriftstücken und Veröffentlichungen keine Gender-Sprache. Für den Landtag gelten die deutsche Grammatik und die amtliche deutsche Rechtschreibung.
5. Der Landtag von Baden-Württemberg spricht sich dafür aus, dass in allen Behörden, Schulen, Universitäten und anderen staatlichen Einrichtungen Gender-Sprache nicht verwendet wird.
6. Der baden-württembergische Landtag stellt fest, dass Sprache als wichtigstes Ausdrucksmittel des Menschen die Kultur und das Zusammenleben der Gesellschaft prägt. Eine Überfrachtung der Menschen mit der Einführung neuer Sprachregeln im Kontext gesellschaftspolitisch geforderter Neujustierungen verunsichert Menschen und führt damit zu kulturellen Konflikten. Sprache sollte zusammenführen und nicht ausschließen, Gender-Sprache hingegen grenzt aus.

Der Antrag wurde von allen Fraktionen außer der AfD abgelehnt.