Scharfe Kritik äußert die AfD-Landtagsabgeordnete Carola Wolle an den Äußerungen von Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Bündnis 90/Die Grünen) zu ihrem „Heimatbild“, wie es vorgestern von der Lokalredaktion Tettnang der „Schwäbischen Zeitung“ nach dem dortigen Neujahrsempfang wiedergegeben wurde und das einmal mehr dokumentiert, dass die kurdischstämmige Politikerin nicht einmal ansatzweise gewillt ist, die ihr durch ihr Amt auferlegte Neutralität zu wahren. So stellte sie unter anderem die Behauptung in den Raum, das Grundgesetz biete ihr Heimat, und wies die Positionen unter anderem der AfD nach einer klaren Definition des Heimatbegriffes auf der Grundlage von traditionellen und historischen Werten zurück. Mit deutlichem Verweis auf die wählerstärkste Oppositionspartei AfD beklagte sie vielmehr, dass ihrer Meinung nach sowohl die Farben „Schwarz – Rot – Gold“ als auch der Heimatbegriff zunehmend von ihrer Meinung nach „nationalistischen Kreisen“ sowie „rechtspopulistischen und rechtsextremen Stimmen“ vereinnahmt würden.

„Heimat – kaum ein anderer Begriff hat in den letzten Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung einen solchen Aufschwung erlebt“, gibt die stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende zu bedenken und erläutert: „Fast schon in Vergessenheit geraten, begegnet er einem nun allenthalben. Doch er hat damit einhergehend auch einen teilweisen Bedeutungswechsel erfahren. Wenn zwei Menschen von Heimat sprechen, meinen sie nicht zwangsläufig dasselbe, sondern reden mitunter von völlig unterschiedlichen, teilweise gegensätzlichen Bedeutungen. Doch was ist ‚Heimat‘, was sollte es sein, was war es ursprünglich?“

Heimat ist der Ort, an dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden

„Vergiss nie deine Heimat, wo deine Wiege stand, man findet in der Fremde kein zweites Heimatland“, textete vor langer Zeit ein unbekannter Autor. Dieses Zitat drückt mit wenigen Worten aus, was viele Menschen unter dem Begriff „Heimat“ empfinden. „Heimat ist demnach der Ort, an dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden. Diese prägen Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und Weltauffassungen eines Menschen. Menschen, die gemeinsam an einem Ort oder in einer Region sozialisiert wurden, haben Ähnliches erlebt, gehört und erfahren. Sie haben ähnliche Auffassungen und teilen ähnliche, gemeinsame Werte. Klima, Landschaft, Vegetation, Land und Leute, Sitten und Gebräuche sind ihnen vertraut, man fühlt sich untereinander angenommen und wohl. Darum empfinden Menschen den Ort, an dem sie geboren und die Region in der sie aufgewachsen sind, an dem sie sozialisiert wurden, als ihre Heimat“, so Carola Wolle.

Tiefe emotionale Bindung

Heimat ist demnach mehr als nur „dort wohnen“ – sondern eine Prägung und vor allem eine emotionale Bindung, die jeder Mensch bezüglich seiner Heimat ganz tief in sich trägt, unterstreicht die AfD-Politikerin. „Die deutschen Auswanderer haben in der neuen Welt stets Deutschland als das Land ihrer Herkunft als ihre Heimat betrachtet. Ähnlich geht es vielen auch gut integrierten Türken in Deutschland heute. Sie fühlen sich auch in der zweiten und dritten Generation noch immer als Türken, ebenso wie die Nachfahren der Einwanderer in den USA sich noch heute meist als Deutsche fühlen. Mentalitäten der Menschen in verschiedenen Länder aber auch Regionen prägen sich so aus und sind für jeden erkennbar. Liebevoll lächelt der Franzose, wenn er einen Deutschen sieht, der sich mit seiner Genauigkeit manchmal im Weg steht; wohl wissend, dass uns diese Genauigkeit oft wirtschaftlichen Erfolge beschert. Und welcher Deutsche hat sich umgekehrt nicht manchmal die Lockerheit eines Franzosen gewünscht, wenn es darum geht Probleme zu lösen, die so oft das Leben ein bisschen leichter macht? Anders als Muhterem Aras glaubt, ist Heimat also nicht von Herkunft zu lösen. Sie ist Basis und Bindeglied einer Gemeinschaft und der Garant generationenübergreifender Identität, Solidarität und Zugehörigkeit – jedoch nicht an eine bestimmte Ethnie gebunden. Adoptierte Kinder aus anderen Teilen der Erde werden beispielsweise ihre neue Heimat ebenso erleben, wie die Nachkommen der einheimischen Bevölkerung. Und auch für die Kinder von Einwanderern kann die Region, in der nun ihre Wiege stand, zur Heimat werden. Sofern ihre Eltern dies wollen und sich nicht – wie eben viele Türken – ihrer alten Heimat zugehörig fühlen.“

Alle anderen Definitionen von Heimat sind konstruiert, lebensfern und leider dazu geeignet, die Identität stiftende Rolle der Heimat zu diskreditieren und zu zerstören, fasst Carola Wolle zusammen. „Doch wer schon kein erstes Heimatland hat, findet ein zweites erst recht nicht mehr. Er wird heimatlos.“