Die AfD-Landtagsabgeordnete Carola Wolle weist auf den größten Umbau in der knapp 150-jährigen Geschichte der Deutschen Bank hin: „Das Institut soll radikal schrumpfen, auch wenn das Milliarden kostet. Weltweit sollen bis 2022 insgesamt 18 000 Stellen wegfallen – das ist jeder fünfte Job.“ Aufgrund des geplanten Umbaus rechnet die Deutsche Bank mit einem Verlust von 2,8 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2019. Nach Carola Wolle beabsichtigt die Bank, wieder zu ihren Wurzeln zurückzukehren und sich auf das Kundengeschäft zu konzentrieren: „Heißt das vorwärts in die Zukunft durch Rückbesinnung auf die konservative Vergangenheit?“ Bereits im März 2019 hatten die Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich [1] analysiert: „Banken sollten eigentlich mit Geld umgehen können. Mit dem Geld der Aktionäre kann die Deutsche Bank das offensichtlich nicht. Allein in den letzten fünf Jahren ist der Aktienkurs um 85 Prozent auf 7,54 Euro [2] in den Keller gerauscht. Obendrein hat sie über 15 Milliarden Dollar für ‚Verfehlungen‘ zahlen müssen. Dieser beispiellose Absturz bringt die Bank immer mehr in die Bredouille. Was könnte noch helfen? Eine Fusion? Wer aber beabsichtigt eine Bank mit unzähligen anhängigen Verfahren und einem Derivatevolumen in Höhe von 48 Billionen Euro – das ist das 14-fache des Bruttoinlandsprodukts von Deutschland oder das 779-Fache des Eigenkapitals der Bank – zu erwerben?“

 

Weiterer Abbau von Arbeitsplätzen steht zu befürchten

Eine Fusion ist offensichtlich also sehr schwierig bis unmöglich, so Wolle. Selbst mit Unterstützung der Steuerzahler via Staat würde das in Deutschland nicht funktionieren. Nun also die „grundlegende Neuausrichtung“. Zum Sanierungsplan von Vorstandschef Christian Sewing gehört auch die Gründung einer „Bad Bank“, die schlecht laufende Finanzprodukte abwickeln soll. Diese Positionen umfassen 74 Milliarden Euro an Bilanzrisiken – ein Fünftel des Gesamtbestandes. Im deutschen Privatkundengeschäft, zu dem auch die Postbank gehört, sieht Sewing weiteren Anpassungsbedarf – woraus die AfD-Landtagsabgeordnete schlussfolgert, dass es zu einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen kommen wird! „Die Aktionäre sollen in diesem Jahr auf ihre Dividende verzichten, trotz immens hohen Kursverlusten in der Vergangenheit“, so Wolle. „Durch den Rückzug aus dem Aktiengeschäft will die Bank bis 2022 ihre bereinigten Kosten auf 17 Milliarden Euro senken und die Rendite auf acht Prozent steigern.“ Für den Umbau rechnet der Vorstand mit Belastungen von etwa 7,4 Milliarden Euro. Die Kosten sollen aus eigener Kraft gestemmt werden – bis jetzt geplant ohne Kapitalerhöhung. Eine gute Prognose zu stellen ist schwierig. Das Umfeld wird angesichts der Abschwächung der Konjunktur eher schwieriger als einfacher, und während die Deutsche Bank ihre längst überfälligen Hausarbeiten macht, können Konkurrenten, die sich rechtzeitig vor Jahren neu ausgerichtet haben, alle Kraft auf die Bewältigung ihrer Zukunft verwenden. Die Chance könnte sein, dass die Macht- und Kulturkämpfe der Frankfurter Zentrale mit den Investmentbankern in New York und London beendet und die rufschädigenden Berichte über exorbitante Boni-Zahlungen trotz schwacher Geschäftsergebnisse vorbei sind. Wird die Deutsche Bank also wieder deutsch?

 

Schwierige Rückgewinnung verlorengegangener Mittelstandskunden

Hinter den Kulissen wirbt zeitgleich die EZB im Unterschied zu früher für grenzüberschreitende Zusammenschlüsse von Banken in Europa. Beispielsweise beträgt der Wert der französischen BNB Paribas 54 Milliarden Euro, der Wert der Deutschen Bank nur noch 15 Milliarden Euro. Ob sich dieser Wunsch erfüllt, wird sich zeigen. Carola Wolle sieht hier größte Schwierigkeiten: „Verlorengegangene Mittelstandskunden müssen in einem engen Marktumfeld erst zurückgeholt werden und durch Kreditvorschriften erschwerte Kreditfinanzierungen für den Mittelstand ermöglicht werden (Basel III und Basel IV). Blankoanteile bei den Finanzierungen sollten nicht nachbesichert und die Kundenbetreuung der Mittelstandskunden muss intensiviert werden. Doch wie soll das bei erzwungenem und stringentem Spardiktat umgesetzt werden?“ Es bleibt nach Wolle die Tatsache, dass die Banken unter dem Druck der BIZ und der Aufsichtsgremien bei Gefahr einer Rezession wie bei der letzten Wirtschaftskrise wieder weitere, meist nicht vorhandene Sicherheiten nachverlangen oder Kontokorrentkredite sicherheitshalber ohne Kundenzustimmung einfach zurückfahren. „Das gefährdet die Liquidität der Unternehmen und ist neben der Überschuldung der häufigste Insolvenzgrund!“, so die wirtschaftspolitische Sprecherin der AfD-Fraktion. „Alle Banken und Sparkassen – auch in Baden-Württemberg – müssen sich den Anforderungen der Bankenaufsicht unterordnen und ihr Risikomanagement mit spitzem Bleistift kalkulieren.“

 

Enorme Gefahr der Illiquidität

Da Blankokredite oder zu gering besicherte Kredite (teilweise durch Neubewertung der Sicherheiten) hohe Eigenkapitalmittel binden, werden diese sukzessiv und in Krisen zeitnah zurückgefordert oder nachbesichert werden müssen, fasst Carola Wolle zusammen. „Das führt sehr schnell zur Gefahr der Illiquidität, die oft in die Insolvenz mündet, und ist ein Albtraum für viele Klein- und mittelständische Unternehmen, gerade in unserem mittelstandsgeprägten Baden-Württemberg.“

 

1 Marc Friedrich und Matthias Weik: „Der Steuerzahler ist der Dumme“, Fonds & Trends, Verlagsgesellschaft mbH, 1. März 2019
2 aktuell 18. Juli 2019: 6,97 Euro