Die gleichstellungspolitische Fraktionssprecherin Carola Wolle hat der Online-Redaktion von www.duden.de mit der Tilgung des generischen Maskulinums eine orwelleske Manipulation der deutschen Sprache vorgeworfen. „Bereits seit 2020 werden, wie erst jetzt bemerkt wurde, die Definitionen von 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen wie Mieter, Steuerzahler, Sportler, Arzt oder Politiker umgeschrieben. Ein Mieter ist nun nicht mehr ‚jemand, der etwas gemietet hat‘, sondern eine ‚männliche Person, die etwas gemietet hat‘. Auch ein Schüler ist ein ‚Junge, Jugendlicher, der eine Schule besucht‘ – der Plural Schüler für Mädchen und Jungen, eben das generische Maskulinum, wird gar nicht mehr vorgeschlagen. Sogar der Dieb wird definiert als ‚männliche Person, die fremdes Eigentum heimlich entwendet‘. Das ist irreführend. Der Linguist Peter Eisenberg hat völlig Recht, wenn er die Aussage des Verlags, die maskulinen Formen seien ‚noch nie geschlechtsneutral‘ gewesen, ‚skandalös‘ nennt und als ‚Fake‘ bezeichnet.“

Wolle verweist darauf, dass selbst Sprachwissenschaftlerinnen wie Elisabeth Leiss (München) und Ewa Trutkowski (Bozen) das Umschreiben der Definitionen als „nicht realitätsabbildend“ kritisieren und der Duden-Redaktion vorwerfen, sie sei dem „aktuellen Gender-Unsinn“ offenbar vollends verfallen. „Hier versucht ein winziges Häuflein pseudofeministischer Sprachmoralisten, den allgemeinen Sprachgebrauch zu beeinflussen, eine wissenschaftlich einseitige Sichtweise zu propagieren und damit in eine ideologisch genehme Richtung zu lenken. De facto aber besitzt nicht der Duden die Deutungs- oder gar Definitionshoheit über die deutsche Sprache, sondern allein die Sprachgemeinschaft der rund 100 Millionen deutschen Muttersprachler weltweit. Selbst die linke taz kommt nicht ohne das generische Maskulinum aus, wie Wörter wie Passagiere, Briten, EU-Bürger, oder Klima-Aktivisten zeigen. Es ist tief in der grammatischen Struktur nicht nur des Deutschen verankert, ausdrucksstärker, formal einfacher, im Gebrauch häufiger, in der Bedeutung weiter, dient der Sprachökonomie und macht allgemeine Aussagen überhaupt erst möglich. Seine Vermeidung führt zu Widersprüchen, grammatisch falschen Formen und Verständnisproblemen. Ich rufe die Bürger auf, Alternativen wie den ‚Wahrig‘ oder das ‚Online-Lexikon des Instituts für Deutsche Sprache‘ zu nutzen, die sich diesem absurden Unsinn zum Glück verweigern.“